30.06.23
Muskel-Integritäts-Myopathie
Muskel-Integritäts-Myopathie (MIM auch bekannt als PSSM II)
Bei der Erkankung MIM, welche zuvor als PSSM II bekannt war, handelt es sich um einen Sammelbegriff für Equine Myopathien. Es ist zu unterscheiden von PSSM I. Bei PSSM I handelt es sich um eine Polysaccharid-Speicher Myopathie, die durch eine Mutation vom GYS-1-Gen ausgelöst wird. Eine übermäßige Aktivität des Enzyms führt zu einer abnormalen Ansammlung von Glykogengranulat in den Muskelzellen. Das heißt, dass übermäßige Muskelenergiereserven gebildet werden.
Bei MIM handelt es sich um einen Fehler in der Organisation der Muskelfaser, eine sogenannte Desorganisation der Muskelfibrillen. Beide Erkrankungen wurden lange miteinander verwechselt und als verwandt eingestuft, weil die Symptome sich sehr ähneln. Typische Symptome sind Muskelzittern, Verspannungen, starkes Schwitzen, kreuzverschlagsähnliche Symptome oder Probleme beim Rückwärtsrichten.
Es wird vermutet, dass ca. 50 % der Warmblüter Genträger von MIM sind und davon ca. 50 % symptomatisch auffällig, wovon etwa 5 - 10 % der betroffenen Pferde mit starken Symptomen zu kämpfen haben. Ob mein Pferd akut unter Symptomen von MIM leidet, ist nur zu erkennen durch eine Muskelbiopsie, weil die Symptome von MIM sehr vielfältig sind und auch durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden können.
PSSM l und MIM sind nicht heilbar. Derzeit sind 6 verschiedene genetische Variationen von MIM bekannt; P2, P3, P4, P8, Px, K1. Diese Varianten führen zu Defekten in der Struktur, Stabilität und der normalen Funktion der Myofibrillen!
MIM wird unvollständig-autosomal-dominant/semidominant vererbt. Dies ist typisch für komplexe Erbkrankheiten und gilt für alle bekannten Varianten der erblichen Myopathie/Trainings-Intoleranz. Das bedeutet, dass bereits eine einzelne veränderte Genkopie (-> Mischerbigkeit, n/P*) ausreichen kann, um die Symptomatik zu erzeugen. Es kommt häufig vor, dass Pferde zweifach- oder mehrfach Träger sind. Bei den meisten Pferden treten die ersten Symptome im Alter von 7-8 Jahren auf.
Weitere typische Symptome können sein:
- schlechte Bemuskelung vor allem der Hinterhand
- Gewichtsverlust
- Muskeldellen
- Lahmheit
- „Bunny Galopp“
- „Rope Walk“
- Pass
- Wesensveränderung
- Schreckhaftigkeit
- Verladeprobleme
- Koliksymptome
- Atemgeräusche
- Magenprobleme
- ssw.
Bei betroffenen Pferden ist ein gutes Management entscheidend. Stress sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Auch sollten die Pferde keine Stehtage, sondern ein kontinuierliches Training haben, mit langen Aufwärmphasen und „Cool-down-Phasen“. Das wichtigste Management betrifft allerdings die Fütterung.
Pferde, die an MIM erkrankt sind, sollten nach Möglichkeit komplett getreidefrei und zuckerreduziert ernährt werden. Auch spielt eine ausreichende Proteinversorgung eine wichtige Rolle. Vor allem eine ausreichende Versorgung mit den essentiellen Aminosäuren; Lysin, Methionin und Threonin, aber auch Vitamin E und Magnesium zur Muskelregeneration sind zu empfehlen. Um trotz einer getreidefreien Fütterung den Energiegehalt in einer Ration ausreichend abzudecken, eignen sich hervorragend Öle. Auch sollte auf eine bedarfsgerechte Calciumfütterung bei Pferden, die Träger der Variante Px sind, geachtet werden.